Auf den Spuren der Tivoli-Mühle im Englischen Garten in München

Einige Mitglieder des Vereins Mühlen und Technik besitzen eine tiefverwurzelte Beziehung zur ehemaligen Tivoli-Mühle im Englischen Garten in München. So radelten wir unter Führung der Tochter des letzen Mühlendirektors Philipp Jakob Mathes auf den kaum mehr zu erkennbaren Spuren dieses beindruckenden Bauwerks.

Einzig übriggebliebener Zeuge dieses Kleinods der Maschinentechnik ist das Tivolikraftwerk am Eisbach. Durch die bewahrenden und eindringlichen Apelle des Mühlendirektors blieb das Tivolikraftwerk an seinem Platz stehen (siehe Bild). Seine Tochter Elisabeth informierte uns über die interessante Geschichte des Bauwerks, das auf der Denkmalliste steht:

Die Firma Joseph Anton Ritter von Maffei gründete 1834 eine Reparaturwerkstatt für Lokomotiven und errichtete deshalb zur Deckung des notwendigen Energiebedarfs am Eisbach im Englischen Garten eine Kraftzentrale. Dieses kombinierte Wasser/-Dampfkraftwerk wurde auch zum Betrieb der Tivoli-Mühle genutzt.

Das Konzept „kombiniertes Wasser-/Dampfkraftwerk“ besagt, dass sowohl Wasserturbinen wie Dampfmaschinen auf jeweils den gleichen Stromgenerator einwirken. Damit konnte man nicht nur die Generatorleistung beträchtlich erhöhen, sondern auch Wasserstandschwankungen im Eisbach ausgleichen.

Die ursprüngliche Anlage bestand aus drei kleinen Turbinen, zwei Wasserrädern und einer Dampfmaschine, deren Leistung sich auf insgesamt 300 Pferdestärken belief. Um 1900 wurden drei Francis-Turbinen in den Gefällesturz von mehr als vier Metern Tiefe eingebaut. Von den Francis-Turbinen wird die Kraft über ein direkt gekuppeltes Kammrad mit untenliegender Verzahnung auf ein Ritzel übertragen. Auch wenn die ergänzende Dampfmaschine und die Hilfslokomotive längst verschrottet sind, genügen diese Drehzahl und das Gesamtkonzept der Anlage doch, um dem städtischen Stromnetz bis zum heutigen Tag umweltfreundlich erzeugte und praktisch kostenlose Energie beizusteuern.

Im Buch Werner Widmanns „ Ein Stück Schönheit liegt über dem Eisbach- Das Tivoli-Kraftwerk im Englischen Garten von München“ wird deutlich gemacht, dass die Schönheit der Maffei-Kraftzentrale den damaligen menschlichen Erfindergeist, den Fortschritt und den Aufbruch in ein neues, technisches Jahrhundert der anscheinend unbegrenzten Möglichkeiten darstellt.

1808 erbaute Oberst Adrian von Riedl eine Mahlmühle mit vier Gängen auf seinem 30 Tagwerk großen Grundstück zwischen Eisbach und Isar unterhalb der Bogenhauser Brücke. Die später daraus entstandene Kunstmühle Tivoli wurde aufgrund eines Aktionärsbeschlusses der Bayrischen Vereinsbank 1969 abgerissen. Insgesamt hat uns die Tour auf den Spuren der Münchner Industriegeschichte sehr inspiriert und angeregt, über die eine oder andere technische Lösung zur umweltfreundlichen Energiegewinnung in unserer zukünftigen Holländermühle in Wyhra nachzudenken.

Literatur:
1. Werner A. Widmann, Tivoli Handels-und Grundstücksgesellschaft München 1986
2. Thomas Münster, Süddeutsche Zeitung Nr.192; 1983

Öffnungszeiten

Mühlencafé

Sa., So. und Feiertage 14 – 18Uhr

Traktormuseum

auf Anfrage

Kontakt

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Prof. Dr. Barbara Artelt

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04552 Borna/OT Wyhra

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